7 Biker und Bikerinnen inkl. Guide pedalierten vom 09.08. bis 15.08.2025 mit Sack und Pack quer durch den Bayrischen Wald entlang der legendären Südroute. Die Tour führte uns von Furth am Wald nach Passau und was wir vom Ausgangspunkt zum Zielpunkt so erlebten, wird im Artikel von Sonja Raus umfangreich dokumentiert (thank you very much, Sonja)! Nach dem Bericht könnt ihr euch die Tour zusätzlich in einem kurzen Film ansehen!
Tourdaten: 353 Km und ca. 8365 HM
Fazit: Mit einer netten, homogenen Gruppe, schafft man die 7 Tage ohne Probleme…..
Teilnehmer: Claudia, Sissi, Sonja, Gabi, Gerhard und Peter
Guide: Toni Kitzmüller
Foto: alle Teilnehmer
Spruch der Woche von Peter: Achtung es kommt wieder die ungelenkte, rote Rakete von hinten…
Prolog nach 7 Tagen in Niederbayern (Sonja)
Vor allem die herrlichen Trails bergab im Bayerischen Wald haben uns die letzten Tage versüßt und der Wald hat uns mit seinen kühleren Temperaturen die heißen Tage erträglicher gestaltet. Der Waldboden gespickt mit großen und kleinen Steinen, die fest verankert waren oder auch locker im Weg gelegen sind, haben unsere Lenkfähigkeit getestet und die Wurzeln in unterschiedlichster Form und Größe überprüften unsere vorhandenen Tretkräfte. Der weiche Nadelboden dazwischen war größtenteils trocken und bot einen guten Abdruck, nasse Bodenverhältnisse verursachten das Rutschen der Reifen. Die Forstwege waren breit und einfach zu befahren, forderten uns aber zeitweise aufgrund der Steigungen und deren Länge. Manche Wege führten über Wiesen, die ein leichtes, flottes Weiterkommen nicht ermöglichten. Viele Pfade waren schmal und so mancher Dornenheckenast bohrte sich in einen Ober- oder Unterarm. Nicht zu verachten waren die zahlreichen Brennnesseln, die sich gerne um die Beine rankten. Kurze Schotterabschnitte erforderten die richtige Geschwindigkeit um vor dem einen oder anderen Ausrutscher verschont zu bleiben. In den Köpfen werden jedoch viele abenteuerreiche Abfahrtspassagen bleiben, die trickreiches Fahrkönnen erfordern und verankern werden sich die steilen, fordernden Aufwärtsstrecken, die mit viel Kraft, Energie und raschem Reaktionsvermögen doch erklommen werden konnten. Außerdem durften wir uns über die Ruhe im Wald freuen, denn diese Route ist kaum befahren. Im Team geht vieles leichter und wenn es so eine gut aufeinander abgestimmte Truppe ist, macht das MTB-Fahren enormen Spaß. Es wurde aufeinander geachtet und alle haben ihre Fähigkeiten beim Radeln unter Beweis gestellt. Gefragt war Geschick, Ausdauer, Muskelkraft, Lungenvolumen und mentale Stärke. Und wenn es einmal nicht so gut gelaufen ist, dann war einfach jemand für den anderen da. Danke vor allem an den Guide Toni Kitzmüller für 7 erlebnisreiche, anstrengende, gut organisierte und bestens geführte MTB-Tage im Bayerischen Wald. Der hat es ihm übrigens nicht immer leicht gemacht mit den zahlreichen Wegen und Kreuzungen und den unzählig vielen verschlossenen Gasthaustüren.
Samstag, 9. August 2025 – Furth am Wald – Rötz / Grassersdorf
Da ist er auf einmal, der Tag der Abreise zur Trans-Bayer-Wald 2025 vom Alpenverein Linz. Guide Toni Kitzmüller erklärt sich bereit sechs ambitionierte Mountainbiker:innen durch Niederbayern über Stock und Stein zu leiten. Das Wetter wird in den nächsten Tagen schön sein und das soll nach so einem verregneten Juli etwas heißen. So treffen wir einander pünktlich um 07:15 Uhr am Mühlkreisbahnhof und begrüßen uns und den Busfahrer vom Taxiunternehmen Ecker aus Rohrbach. Unser Chauffeur ist schon fleißig mit dem Montieren der Räder am Anhänger beschäftigt, als unser Oberchef Gernot Reichart um die Ecke biegt und uns mit einem ‚Herzlichen Willkommen‘ überrascht. Praktisch wenn man um die Ecke wohnt und der Bahnhof fast am Weg zur Bäckerei liegt.
Nachdem alle MTBs fixiert sind und wir im Bus unserer Plätze eingenommen haben, geht unser gemeinsames Abenteuer los. Nach der Fahrt über die A8 und B3 kommen wir zirka dreieinhalb Stunden später in Furth im Wald an. Toni fragte ja vorher wohin wir fahren und da kam von Peter die kurze prägnante Antwort: „Wir fahren ‚Furth‘! Gegenüber von unserem Zielparkplatz befindet sich ein nettes Café, welches wir gleich einmal stürmen. Um zirka 12:00 Uhr starten wir los und nach einer kurzen Einfahrphase entlang eines Feldweges und einer Landstraße geht es ab in den Bayerischen Wald. Leider fliegt eine bayerische Wespe in Gerhards Trikot und sticht in gleich einmal in den Hals. Gut, dass Gabi und Sissi als Krankenschwestern agieren und eine erste Notversorgung durchführen. Weiter geht es und bei steigenden Temperaturen radeln wir unsere ersten 400 Höhenmeter ab. Nachdem die Wochen vorher wettermäßig eher dem Herbst zugeordnet werden konnten, sind wir nicht wirklich akklimatisiert. Manche stecken das gut weg, Sonja leidet eher unter einem Hitzekoller. So ergibt sich eine kleine Pause um kurz durchschnaufen zu können. In Waldmünchen haben wir zwar etwas Höhe geschafft, aber noch wenig Kilometer zu verbuchen. Trotzdem kehren wir ein und gönnen uns Getränke und Suppen.
Weiter geht es und ein paar steile Stiche sind noch zu bewältigen. Der Wald spendet uns Schatten und wir strampeln weiter über kleine teils wurzelige und steinige Bergab-Trails. Das macht Spaß und wir fliegen beinahe über Stock und Stein. Bei einer Holzbrücke bleiben wir kurz stehen, da uns ein wunderschönes altes Holzmühlrad in den Bann zieht. Kurz nach dieser Stelle führt unser Track eigentlich über eine kleine Brücke, aber diese wurde leider abmontiert Enttäuscht darüber fragen wir zwei nette bayerische Fischer wo es nun weitergeht. So schnell kann man gar nicht schauen, sitzen wir schon mit Limo und Bier auf der Terrasse des Fischerhäuschens und quatschen mit einem der beiden Fischer. Aber ein 15 Kilometer Abschnitt ab der Schwarzachfischerei wartet noch auf uns, welcher hauptsächlich auf Nebenstraßen bis nach Rötz und weiter nach Grassersdorf führt
Nun ist unsere erste Etappe geschafft und 50 Kilometer und knapp 1000 Höhenmeter haben wir in den Beinen. Im Landgasthof Henghuber werden wir von unserer reschen Wirtin begrüßt und am Abend werden wir mit wirklich gutem Essen und ausreichend Trinken bewirtet Der Gasthof ist schon ein wenig in die Jahre gekommen, aber dafür passt das Preis-Leistungsverhältnis recht gut. Bis auf den Schweinegeruch beim Lüften der Zimmer sind wir durchaus zufrieden.
Sonntag 10. August – Rötz / Grassersdorf – Walderbach
Um 07:00 Uhr ist Treffpunkt zum Frühstück, denn wir möchten nicht zu spät losstarten. Es wird ein heißer Sommertag und so holen wir unsere MTBS um 08:30 Uhr aus der Garage. Kurz nach dem Start ereilt Gabi ein kleiner Schreck, denn das E Bike ist plötzlich stromlos. Rasch wird die Fehlerquelle entdeckt und es bleibt bei diesem kurzen Schreckmoment. Kurz darauf verlassen wir Grassersdorf um uns auf unsere Etappe 2 der Trans-Bayerwald zu begeben. Die ersten 400 Höhenmeter erwarten uns und gut, dass der Großteil im Wald zu absolvieren ist. Es wird jetzt schon recht warm.
Ein kurzer Abstecher zur Burg am Schwarwihrberg lohnt sich, denn ein imposanter Burgturm bäumt sich vor uns auf. Danach geht es weiter und erste kurze Waldtrails versüßen unseren MTB-Vormittag. Unten angekommen geht es abwechslungsreich weiter entlang des Eixendorfer Stausees. Zwei kurze Tragepassagen über Stufen bleiben uns nicht erspart. Ein schmaler Wanderweg entlang des Sees, der mit guter Konzentration gut fahrbar ist, prägt sich positiv in unsere Köpfe ein. Im nächsten Abschnitt passieren wir 2 Ortschaften mit dem Ortsnamen Ried am Ende, Marketsried und Stamsried. Nun beginnt die Suche nach einem geöffneten Gasthaus und das scheint ja gar nicht so einfach in Niederbayern zu werden. Die Gaststätte in Stamsried ist geschlossen und so ziehen wir wieder weiter. Es folgen viele Auf- und Abpassagen und schön langsam plagen uns Hunger und Durst.
Endlich nähern wir uns Neubau am See und dort finden wir zum Glück einen Platz im Gastgarten in einem Gasthof. Sofort bestellen wir große Mengen an Apfelschorlen und müssen leider zur Kenntnis nehmen, dass es um diese Zeit nur das Angebot ‚Brotzeit‘ gibt. Noch dazu gesellt sich eine halbstündige Wartezeit. Wir bleiben geduldig und genießen die Getränke im Schatten des großen Sonnenschirms. Endlich werden dann Hawaii Toasts, Wurstsalat und Apfelstrudel serviert und mit Hunger schmecken so einfache Gerichte gleich doppelt so gut. Dann kann es gestärkt weitergehen und wir nehmen die letzten 17 Kilometer und hundert Höhenmeter in Angriff. Erhitzt, müde, aber äußerst zufrieden erreichen wir Walderbach und beenden unsere zweite Tour vor unserem Hotel Rückerl, welches in einem ehemaligen Kloster untergebracht ist. Toni überrascht uns mit einem Begrüßungsbier, welches wirklich gut schmeckt, aber auch seine Wirkung entfaltet. Der ‚Schmäh‘ rennt und wir lachen gemeinsam über so manch lustige Begebenheiten des Tages.
Nach einem kurzen Aufenthalt im Zimmer treffen wir uns in der großen Gaststube und bestellen Getränke, Tiroler Schnitzel, Salate Currywurst und Cordon bleu. Lecker ist es. Am Abend bestaunen wir noch den schönen orange gefärbten Mond, der sich über dem Bayerischen Wald erhebt und tauschen unsere Erlebnisse aus. Und manchmal finden wir es komisch, dass wir 70 km in die Pedale treten und der Ausgangsort dann bloß 20 km entfernt ist.
Montag, 11. August – Walderbach – Haibach
Heute gönnen wir uns eine halbe Stunde länger Schlaf und nach einem kleinen, aber feinen Frühstück und dem Begleichen der Rechnung machen wir uns um 09:00 Uhr bereit. Den ersten Stopp legen wir vor der Raiffeisenfiliale ein. Alle holen sich etwas Bargeld, denn wir haben bereits registriert, dass nicht alle Gasthausbetreiber die Karten zum Zahlen akzeptieren. Mit Geld gefüllten Taschen radeln wir weiter bei noch annehmbaren, aber doch schon recht warmen Temperaturen. Nur kurz ist unsere flache ‚Warmfahrphase‘, denn im Wald angekommen, erwarten uns bereits steile Passagen bis zum Anstieg zur Burg. Dort angekommen, machen wir einige Fotos und richten uns gleich wieder zur Weiterfahrt, die uns auf schönen und abwechslungsreichen Waldpfaden über Hetzenbach und Schillertwiesen nach Gfäll führt. Schön langsam gesellen sich Durst und Hungergefühl dazu und unser Plan lautet: „Beim nächsten Gasthaus kehren wir ein.“
Man kann es kaum glauben, aber wir treffen doch wirklich auf unserer Radroute einen MTB-Kollegen mit einem Fatbike. Dieser war auf der Suche nach seinem Fahrradcomputer, der im Wald verloren gegangen war, und nach Steinpilzen. Wir quatschen ein wenig mit unserem einzigen MTB-Außenkontakt des Tages und danach starten wir wieder los. Es wird heißer, Durst und Hunger größer, aber das ist dem Bayerischen Wald ziemlich egal. Wir passieren kleine Dörfer, die maximal eine Kirche und eine Bankfiliale besitzen und schauen uns die geschlossenen Türen der großteils verlassenen Gasthöfe an. „Montag sei ein schlechter Tag für eine Einkehr.“, meinte ja unser Fatbiker übrigens. Nach beinahe 40 geradelten Kilometern geben wir auf, nachdem auch Landorf nichts Nennenswertes bieten kann. Nichts Nennenswertes stimmt dann aber doch nicht, denn wir nehmen vor einem Vereinshaus im Schatten auf dem Gras Platz und packen unsere Müsliriegel aus. Wasser und Gummitrollies werden geteilt und so liegen wir erhitzt und etwas ermüdet am feuchten Gras. Auf der Rückseite des Vereinshauses werden anscheinend große Zeltplanen eines kürzlich stattgefundenen Zeltfestes getrocknet und darunter versteckt stehen leere Bier- und Limokisten. Sonjas kleine Erkundungsrunde zahlt sich aus, denn sie entdeckt eine gut getarnte Kiste mit 6 gefüllten Limo- und einer vollen Sprudelwasserflasche. Nach Absprache mit den erhitzten MTB-KollegInnen werden in der Kiste 15€ hinterlegt und daraufhin 7 Flaschen ausgeteilt. Doppelt lecker, wenn es rundherum gar kein anderes Angebot gibt
Nun wartet jedoch die härteste Challenge auf uns, die von Gerhard liebevoll zwei „Schupferl“ genannt wird. Wir meistern teils tretend, teils schiebend unsere letzten 250 Höhenmeter bei sengender Hitze von zirka 33 Grad Celsius. Toni meint dieser Streckenabschnitt ist sogar dunkelrot eingezeichnet und so erreichen wir auch um ungefähr 16:00 Uhr Haibach und unser Landhotel Weingarten. Toni meint zwar am Ende der Tour mit einem zwinkerten Auge, dass es heute keinen Alkohol gäbe, außer für ihn, denn morgen erwartet uns die stärkste Etappe. Nach einer leckeren Radler- und Bierspende von Sissi und Kaffee mit Kuchen geht es ab in den kühlen, kleinen Schwimmteich. Wirklich herrlich! Unsere MTBS werden vom Staub und Kettenöl befreit und in der Garage verstaut. Das Abendessen schmeckt heute auch doppelt so gut, denn immerhin ernährten wir uns heute ausschließlich von Müsliriegel. Serviert wird unser Menü ein Holzfällersteak und Hühnerragout von einem sehr netten Mädel.
Dienstag, 12. August – Haibach – Wühnried
Da wir uns am Vorabend mit der Hausdame ausgemacht haben, dass wir anstelle von 08:00 Uhr bereits um 07:30 Uhr frühstücken kommen dürfen, treffen wir uns doch früher. Das Frühstück ist reichhaltig und wir essen richtig viel, weil wir wissen, dass wir heute etwas leisten müssen. Um 08:30 Uhr geht es los und es gibt keine Gnade, denn wir müssen sofort einige Höhenmeter losstrampeln. Im Wald wird es gleich steil und wir erkennen bald, dass es heute einige Schiebepassagen geben wird. Manchmal ist es so steil, dass wir uns beinahe zentimeterweise vorantasten müssen. Das Schieben der E-Bikes muss auch gelernt sein und für Gabi ist es schon eine Herausforderung nachdem ihre Schiebehilfe sehr ambitioniert arbeitet und ihr das wild gewordene E-Bike beinahe entgleitet.
Stetig geht es bergauf und die steilen Waldwege haben uns fest im Griff. Immer wieder liefern Toni, Peter, Sissi und Claudia Glanzleistungen beim Bergauftreten der fordernden Anstiege. Wenn dann alle Bio-Bikes geschoben werden, knattern plötzlich Gerhard oder Gabi vorbei und zeigen ihr technisches Geschick auf dem E Bike. Peter meint bei einem wilden Ritt von Gabi: „Achtung….hier kommt eine ungelenkte Rakete!“ So beobachten wir Gabis wilden Rodeoritt über Stock und Stein. Diese schweißtreibenden Aufstiege bescheren uns darauffolgend einen sehr langen, coolen Trail abwärts, der wirklich alles zu bieten hat. Es wechseln schmale Waldpfade mit steinigen und wurzeligen Abschnitten und ‚flowigen‘ Kurven. Die verlorenen Höhenmeter sammeln wir dann Richtung Sankt Engelmar wieder ein, wo wir eine Sommerrodelbahn und einen kleinen Funpark passieren.
Nun geht es einige Zeit entlang eines Forstweges stetig bergauf Richtung Predigtstuhl, Hochberg und Knagl. Dieses Gebiet wird im Winter auch als Skigebiet genutzt. In Bernried finden wir nach kurzer Suche endlich eine Möglichkeit zur Einkehr. Mittlerweile ist es schon richtig heiß. Wir setzen uns auf weiche, gepolsterte Sitzgarnituren auf der Terrasse und schwitzen dort weiter. Die Kellnerin bringt uns Unmengen an Apfelschorlen und Spritzwasser und wir trinken reichlich. Eine Currywurst, Suppe und riesige Topfentorten stehen auch auf unserer Speiseliste. Nun kann es weitergehen, wir haben schon zirka 1200 Höhenmeter in den Beinen, aber es liegen doch noch mindestens 400 Höhenmeter vor uns. Jetzt zeigt das Thermometer schon über 33 Grad Celsius an, aber das nützt uns nichts. Wir strampeln unaufhörlich weiter. Es folgen ein paar zähe Anstiege auf der Straße und sodann erreichen wir Grafling.
Ein offenes Gasthaus gibt es leider keines, aber Peter entdeckt einen Getränkeautomaten. Mit Tonis Hilfe wird für jeden ein kaltes, sprudelndes Getränk ergattert. Wir essen die letzten Jausenreste im Schatten bei einer kühlen Raststätte sitzend. Diese Pause vor dem letzten Anstieg ist wirklich wichtig, denn bis zum Hotel Bayerwald in Wühnried sind noch 150 Höhenmeter zu absolvieren. Spaß am Rad hat nun niemand mehr. Endlich ist es geschafft, die Freude ist groß das Ziel erreicht zu haben. Aber wie das Leben oft Streiche spielt, stehen wir vor dem falschen Hotel Bayerwald. Eigentlich müssten wir 50 Kilometer entfernt in Lan sein, da wäre unser gebuchtes Hotel. Dumm, dass es 3 Stunden von hier entfernt ist, es bereits 18:00 Uhr ist und wir hungrig und müde sind. Nun laufen die Leitungen heiß, was bei schlechter Internetverbindung gar nicht so leicht ist und es werden gebuchte Zimmer abbestellt und neue Zimmer gesucht. Das ist deshalb notwendig, weil im falschen Bayerwald Hotel kein Zimmer für uns frei ist. Obwohl wir wirklich müde, hungrig und verschwitzt sind, bleiben wir cool und freuen uns, dass Gabi für uns zwei 3-Bett und ein Doppelzimmer im Hotel Hacker für uns reserviert. Die fünfzehnminütige Fahrt dorthin meistern wir gut, denn es geht stetig bergab. Nach Schnitzel mit Pommes, Salat, zahlreichen Erfrischungsgetränken und einer erfrischenden Dusche sind wir wieder rundum zufrieden, wohlwissend, dass dieser Aufenthalt hier der Teuerste sein wird.
Mittwoch, 13. August – Wühnried – Schaufling / Ensmannsberg
Heute brechen wir nach dem Frühstück erst um 09:00 Uhr auf und müssen leider die Bergabstrecke von unserem Fake Bayerwald-Hotel zunächst bergauf treten. Wir meistern dann die ersten 100 Höhenmeter recht passabel und können nun unseren Originaltrack starten. Recht gnädig geht es aber nicht los, sondern im Gegenteil sehr anspruchsvoll mit wirklich langgezogenen, steilen Anstiegen. Die erste Stunde beinhaltet einige rote und dunkelrote Segmente, bei denen die Wegbeschaffenheit zusätzlich fordernd ist. Zwischen lockeren Steinen tummeln sich zahlreiche herabgefallene Äste und es ist maximale Beinkraft gefordert. Die pulstreibenden Abschnitte scheinen nicht in Sonjas Wohlfühlbereich zu liegen und ein „Nervenversagen“ resultiert daraus und ein kleines Schimpfkonzert auf diesen „blöden Bayerischen Wald“ folgt. Trotzdem schaffen wir es wieder in die Höhe und knacken die 1000 Meter auf die bewaldete Bergkette vorbei am Geißriegel zum Geißkopf.
In diesem Gebiet gibt es einen MTB-Bike-Park mit einem Sessellift, vielen Übungsparcours und zahlreichen Trails. Nach einer kurzen Rast beim Aussichtsturm geht es schon los. Zahlreiche mit Vollvisier und Schonern ausgerüstete Biker:innen werfen sich bereits in die staubigen Bikepisten. Wir scheinen mit unseren Rucksäcken und visierlosen Helmen zu einer anderen Art von Spezies zu gehören, aber altersbedingt machen wir uns nichts daraus. Toni wählt für uns den einfachen, blauen Flow Trail und bittet jemanden vorzufahren um Fotos zu machen. Gabi und Gerhard erklären sich bereit dazu und legen in gekonnter Race-Manier los. Die Strecke kann wahrhaftig als ‚flowig‘ bezeichnet werden und ist sehr gut fahrbar. Alle meistern diese Aufgabe sehr gut und Toni kümmert sich als Schlusslicht gewissenhaft um sein Team. Wir danken unseren Fotograf:innen recht herzlich und beschließen das Restaurant am Fuße des Geißkopfes zu besuchen. Nach dem Austrinken des letzten Tropfens Soda oder Apfelschorle schnappen wir wieder unsere MTBs und ziehen von dannen.
Es ist nun schon richtig heiß und die Straßenstücke werden mit dem aufgeheizten Asphalt zu einer brodelnden Angelegenheit. Zirca 10 km vom Geißkopf entfernt befindet sich die Ortschaft Bischofsmais und die kann sich ja schon wirklich sehen lassen. Hier gibt es neben Kirche und Bank sogar eine Pizzeria und ein Geschäft namens Frisch und Gut. Wie kleine Kinder freuen wir uns über diesen Laden und decken uns mit Duschgel, Müsliriegel und Wasser ein. Vorher haben wir uns schon in der Pizzeria mit Pizzen Salat, Nudeln und guten Getränken gestärkt. Es folgen noch weitere 25 Kilometer mit zirka 500 Höhenmetern, die jedoch im Vergleich zum Vormittag moderat verlaufen. Ein paar trickreiche, steinige Abfahrten folgen, die wir alle gut schaffen. Claudia absolviert diese Abschnitte mit ihrem Hardtail-Bike bravourös.
Leider bemerkt Toni kurz vor dem Ankommen, dass er aus dem hinteren Reifen Luft verliert. Dreimal wird zwischendurch aufgepumpt und so schaffen wir es bis Schaufling. Das letzte Stück müssen wir leider auf einer stark befahrenen Bundesstraße radeln. Die Autofahrer sind ungeduldig, hupen und achten nicht wirklich auf einen Sicherheitsabstand. Wir sind froh darüber, dass wir links abbiegen dürfen zum Duellhof einem schönen, denkmalwürdigen Gutshof mit herrlichem Essen. Dort verbringen wir einen gemütlichen lauen Abend bei Getränken und unterhaltsamen Gesprächen.
Donnerstag, 14. August – Schaufling / Ensmannsberg – Eging am See
Nach 5 Radeltagen schauen wir alle schon ein bisschen müde aus der Wäsche und recht geschmeidig wirkt keiner mehr beim Treppensteigen. Ein paar Stufen hinauf sind es aber, um in den Gastgarten zu gelangen. Wir verlassen unsere schön renovierten Zimmer, die anscheinend früher als Pferdestall gedient haben. Bei angenehmen 21 Grad Celsius frühstücken wird draußen und freuen uns über selbstgemachtes Brot und recht guten Kaffee. Um kurz nach 09:00 Uhr starten wir und zum ersten Mal können wir die beginnenden 10 Kilometer locker einradeln, denn das Streckenprofil zeigt ständig ein wenig bergab. Tonis reparierter Hinterreifen hält gut und bevor der Anstieg beginnt, verlautbart er die Strategie für diesen Streckenabschnitt. Die nächsten 600 Höhenmeter werden uns fordern, aber wir passen unsere Geschwindigkeit an unseren Müdigkeitszustand an.
Fleißig tretend schaffen wir den Forstweg hinauf durch den Sonnenwald nach Langfurth, wo sich 2 kleine Skilifte befinden. Ein extrem steiles Asphaltstück erwartet uns und nun sind alle Trikots endgültig nassgeschwitzt. Wir machen eine kurze Pause bei einem Parkplatz und wundern uns nicht, dass die Gaststätte, die vor uns auf der Anhöhe liegt, geschlossen sein wird. Toni stellt sich unter diese Hinweistafel und Gabi hält diesen Special Moment für uns fest. Nun geht Toni erneut in die Linzer AV-Vereinsgeschichte ein, als „der Tourenführer der vereinsamten Gaststätten“. Am Brotjackerlriedel haben wir noch weiteren Spaß beim Fotomachen mit einem großen Holzmann und die Ladies setzen sich frech auf seinen Holzbrotlaib. Dann freuen wir uns über eine lange Abfahrt, die wieder über tolle Waldwege führt. Es hat bereits über 30 Grad Celsius und der kühle Fahrtwind ist eine Wohltat.
In Zenting geht es auf die Suche nach einem Bankomaten und einem geöffneten Wirtshaus. Geld gibt es keines, aber das Kammerbräu öffnet ausnahmsweise auch für „Nicht-Pensionsgäste“ die Pforten. Gut, dass Peter noch etwas Bargeld eingesteckt hat. Ein wunderschön stilvoll errichteter Gastgarten mit duftenden Kräutern wartet auf uns. Am Tisch türmen sich bald die Getränke, die bestellten Salate und die Apfelkuchen, welche extrem delikat sind. Wir können bestätigen, dass Frau Kamm einen Titel namens Genussheldin trägt. Bei zirka 34 Grad Celsius heißt es nun weiterziehen und Gabi freut sich über funktionstüchtige Bremsen, die Gerhard für sie erneuern konnte. Die weiteren 15 Kilometer verlaufen mit ständigem Rauf und Runterradeln auf Wegen und Nebenstraßen nach Eging am See. Wir staunen über diese Riesenstadt mit Getränkegeschäft, Eisladen, Tischlerei, Bäckerei, großer Kirche und sogar 2 Banken. Nach einem gemeinsamen Bankbesuch wollen wir bei unserem Hotel zur Post einchecken, jedoch öffnet niemand nach dem Läuten die Tür. Wir ändern den Plan und radeln zum Eginger See.
Dort lädt uns Gabi zum Eintritt in das schöne Strandbad ein. Wir gönnen uns eine Pause, breiten uns so weit es möglich ist auf den Minihandtüchern mit einem Eis in der Hand auf der Badewiese aus und genießen das Abkühlen im See. Nun folgt eine nette Einladung auf Bier und Aperol von Sissi im Bistro am See. Um 18:30 Uhr brechen wir auf und unsere Postwirtin steht bereit mit den Zimmerschlüsseln. Wir verstauen die Räder in der Garage und gehen nach einer frischen Dusche in den benachbarten Gasthof zur Post. Dort essen wir sehr gut und ausgiebig und lassen den lauen Sommerabend vorüberziehen.
Freitag, 15. August – Eging am See – Passau
Unser letztes gemeinsames Trans-Bayerwald-Frühstück nehmen wir wieder ab 07:30 Uhr ein. Ein bisschen müde stochern wir im Frühstücksmüsli herum, aber wir wissen, dass wir heute die kürzeste Etappe zu erledigen haben. Es ist uns jedoch auch bewusst, dass es noch heißer werden wird. Um 09:00 Uhr verkündet uns Toni den Abschlussplan des Tages „Pedalieren bis Passau – Einkehr im Bräugasthof und mit dem Zug nach Linz zurück“. Dann ziehen wir los und verlassen Eging am See.
Zu Beginn leitet der Garmin-Track uns entlang des Donau-Ilz Radweges, den wir aber nach zirka 6 Kilometern verlassen. Ein paar steilere, aber kurze Strampelstrecken sind noch für uns angerichtet, aber irgendwie bringen wir die nötigen Kräfte für die siebte Etappe auch noch auf. In der Mitte der Strecke gönnen wir uns noch ein paar Getränke in einem Gasthaus. Die Temperaturen steigen und heute ist es schon um 10:30 Uhr sehr heiß. Die weiteren Höhenmeter liegen nun vor uns und diese arbeiten wir teils auf kühleren Forstwegen, aber auch auf aufgeheizten Asphaltstraßen ab. Zwischendurch trinken wir sehr viel, weil es bereits eine Megahitze hat. Schön langsam hat keiner mehr so wirklich Freude am Biken und wir treten etwas schweigsam in die Pedale.
Dann erhoffen wir einen Blick auf einen der 3 Flüsse, die sich in Passau treffen sollen, zu erhaschen, aber weder die Donau, noch der Inn oder die Ilz lassen sich blicken. Wir radeln entlang einer kleinen Landstraße, vorbei an Häusern und biegen sodann rechts in einen Karrenweg ein. Plötzlich eröffnet sich der Blick auf Passau. Schlagartig bleiben wir stehen, legen unsere Räder ab und bestaunen unser Ziel. Endlich haben wir es geschafft. Natürlich nehmen wir uns Zeit für ein paar Fotos. Daraufhin setzen wir uns wieder auf unsere MTBS um weiter in den Braugastgarten zu fahren. Toni lotst uns zur Brauerei Hacklberg und wir bekommen einen freien Tisch im wunderbar kühlen Gastgarten. Anstelle einer Taufe im Gardasee machen wir das obligate Foto mit hochgehobenem Bike beim Eingang zum Biergarten. Nun stürmen wir das Buffet und bestellen uns Wurstsalat Ripperl, Käsespätzle und Peter sich seine wohl ersehnte Schweinshaxe. Bevor es zum Bahnhof Passau geht, gönnen wir uns ein Eis in der Fußgängerzone von Passau. Die Sonne knallt gnadenlos auf die armen müden Trans-Bayerwaldbeine. Erhitzt geht es weiter zum Bahnhof und um 15:40 Uhr verlassen 7 Alpenvereinsmitglieder und 7 Bikes die schöne deutsche Stadt. Im R50 verstauen wir die Räder so gut wie möglich und genießen die Heimreise entspannt im Zug, anstelle erschöpft am Sattel des Rades.
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